Unfreiwillige Hilfe

Unfreiwillige Hilfe Lesezeit: ca. 3 Minuten "Verdammter Mist!" Michael stieg aus seinem Auto und rannte nach vorne. Warum musste er auch unbedingt bei dieser Dunkelheit die Abkürzung durch den Wald nach Hause nehmen? Das hatte er jetzt davon. Einmal nicht richtig aufgepasst und schon rannte ihm ein Tier vor sein Auto. Ein großes Tier. Nein, nicht nur eins. Mehrere. Im Scheinwerferlicht sah er die ganze Bescherung. Ein Rentier lag vor seinem verbeulten Auto und keuchte. Die anderen Rentiere um ihn herum blickten irgendwie vorwurfsvoll, aber das bildete er sich bestimmt nur ein. Oder?
Wild sah er um sich. Was sollte er denn jetzt machen? Am besten rief er die Polizei, schließlich handelte es sich um einen Wildunfall. Das verletzte Rentier hatte glücklicherweise weniger abgekommen, als er befürchtet hatte. Da, es stand schon wieder auf und setzte einen irgendwie grimmigen Blick auf. Aber konnte das sein? Rentiere die vorwurfsvoll und grimmig gucken konnten? Aber nein, er war bestimmt nur übermüdet und bildete sich das alles ein. Hoffte er zumindest.
"Oh nein, was ist denn hier passiert?" Plötzlich tauchte aus der Dunkelheit ein wirklich dicker Mann auf. Er war großgewachsen, hatte schneeweiße Haare und einen Vollbart, der bis auf seinen riesigen Bauch reichte und er trug ein rot-weißes Weihnachtsmannkostüm samt Zipfelmütze. Mit seinen Händen in die Seiten gestützt, betrachtete er das zerbeulte Auto, dann wandte er sich an das Rentier, das immer noch direkt vor dem Auto stand.
"Der da hat mich angefahren", zischte das Rentier und deutete mit seinem rechten Vorderhuf auf Michael. "Mein Hinterlauf tut weh und ich glaube, damit kann ich nicht mehr rennen."
"Okay, ich verliere anscheinend den Verstand", murmelte Michael und fasste sich an den Kopf. Jetzt sah und hörte er auch noch sprechende Rentiere.
Der dicke Mann baute sich vor Michael auf. "Das haben Sie ja großartig hinbekommen. Sie haben Donner angefahren. Was soll ich denn jetzt tun? Morgen ist Weihnachten und ich habe jetzt keine Zeit mehr ein anderes Rentier als Ersatz zu besorgen."
Hilflos blickte Michael den dicken Mann an. Dann sah er auf die Rentiere und wieder auf den dicken Mann. Er verstand zwar, dass es nicht schön war ein Rentier anzufahren, aber was das jetzt mit Weihnachten zu tun hatte, erschloss sich ihm nicht.
"Soll er doch helfen", zischte

wieder das Rentier.
"Gar keine schlechte Idee", meinte der dicke Mann und kratzte sich am Kopf. "Neben Blitz wird er wohl keine Schwierigkeiten machen und ihr anderen werdet auf ihn achten, dass er nicht aus der Reihe tanzt." Die Rentiere nickten.
"Gut, dann wollen wir mal", sagte der dicken Mann, zeigte auf Michael und murmelte ein paar Worte.
Michael hatte das Gefühl plötzlich zu schrumpfen und gleichzeitig in die Läge gerissen zu werden. Entsetzt schrie er auf. Dann war es vorbei. Ein wenig beunruhigt sah er an sich herunter. Er blickte auf zwei Rentiervorderbeine. Oh-oh. "Was haben Sie mit mir gemacht?", rief er ängstlich.
"Ganz einfach. Ich muss heute die Geschenke verteile und Sie haben Donner außer Gefecht gesetzt. Also werden Sie mir helfen den Schlitten zu ziehen. Keine Angst, ich brauche Sie nur heute Nacht. Morgen früh sind Sie wieder ein Mensch." Er nickte in die Runde, dann rief er: "So auf geht’s, ab in die Geschirre, die Pause ist vorbei. Los, los."
Er fuchtelte mit den Armen und wie von Zauberhand erschienen Geschirre mit Glöckchen. Die Rentiere wurden durcheinandergewirbelt und standen dann Sekunden später in Reih und Glied da. Die Geschirre befestigten sich von selbst an deren Rücken. Michael befand sich in der hintersten Reihe neben einem anderen Rentier, dass ihn missmutig ansah. "Mach hier bloß keinen Quatsch", brummte es. "Ich bin Blitz und du hast meinen Kumpel Donner verletzt. Also mach deine Sache gut, sonst bekommst du meine Hufe zu spüren." Michael schluckte nervös.
Der Mann stieg in einen großen Schlitten, der auf einmal erschien und nahm die Zügel auf. "Los Dancer, Dasher, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Blitz und äh, Michael. Los Rudolph. Auf geht’s!" Ein Ruck ging durch die Rentiere und sie trabten los. Michael wurde einfach mit fortgerissen und konnte nicht anders als mit zulaufen, dann fingen sie an zu galoppieren. Immer schneller wurden sie und auf einmal ging es schräg nach oben. Sie flogen. Michael schaute nach unten und sah, wie sein Auto immer kleiner wurde. Oh, nein. Dabei litt er unter Höhenangst. Stur blickte er nach vorne und versuchte so gut es ging zu ignorieren, dass er gerade in schwindelnder Höhe lief.
Wenn er das morgen jemand erzählte, würde man ihm kein Wort glauben.

Autor: weihnachtsgeschichten.net

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